Luftfahrtsektor warnt vor Gefährdung transatlantischer Lieferketten
Die deutsche und französische Luftfahrtindustrie plädiert gemeinsam für maßvolle Handelsmaßnahmen der EU gegen die USA. Im Zentrum steht der Wunsch, dass Strafzölle ausschließlich auf fertige US-Flugzeuge und Helikopter beschränkt bleiben. Ersatzteile und essenzielle Komponenten sollen hingegen ausdrücklich ausgenommen werden. Dies betonte der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) gegenüber Euronews: Nur so könne Schaden für europäische und globale Produktionsstrukturen vermieden werden.
Die Position entspricht der Haltung von Airbus-Chef Guillaume Faury, der auch dem französischen Verband GIFAS vorsitzt. Auch die französische Regierung unterstützt laut Insidern die Linie der Industrie.
Brüssel bereitet sich auf Eskalation im Handelskonflikt vor
Die EU-Kommission hat eine Liste mit US-Produkten im Wert von 95 Milliarden Euro vorbereitet, auf die bei einem Scheitern der laufenden Verhandlungen Zölle erhoben werden könnten. Darauf stehen auch Flugzeuge. Die endgültige Entscheidung liegt nun bei den Mitgliedstaaten.
Als Reaktion prüft Washington Gegenmaßnahmen. Eine neue US-Untersuchung könnte zusätzliche Zölle auf europäische Luftfahrtprodukte nach sich ziehen. Die Spannungen erinnern an frühere Konflikte zwischen Boeing und Airbus. Beide Konzerne sind jedoch mittlerweile durch gemeinsame Produktionsprojekte wie das LEAP-Triebwerk eng miteinander verflochten.
Zeitdruck vor nächster Verhandlungsrunde
Die EU-Kommission und die US-Regierung wollen die Gespräche nun intensivieren. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Donald Trump vereinbarten beim G7-Gipfel in Kanada eine rasche Fortsetzung der Verhandlungen. Ein Folgetreffen soll in dieser Woche in Washington stattfinden.
Der US-Präsident drohte zuletzt damit, sämtliche EU-Importe mit Zöllen von bis zu 50 Prozent zu belegen, sollte bis zum 9. Juli kein „faires“ Abkommen vorliegen. Die EU steht damit unter Zugzwang – und die Industrie warnt: Der Preis für eine unüberlegte Eskalation könnte hoch sein.